Ereignisse, wie die Integration von Menschen mit Fluchterfahrungen, werden oft als Anlass für rassistische, diskriminierende Anfeindungen, fremdenfeindliche Äußerungen, Stigmatisierungen und Verbreitung von Stereotypen genommen. Eine relativ hohe Zahl von Personen weist abwertende Haltungen gegenüber bestimmten Gruppen von Menschen auf. Es herrschen teilweise zwar subtile, aber dennoch konkrete Formen von Rassismus, Diskriminierung und Fremdenfeindlichkeit vor, die auf breite Akzeptanz stoßen. Anhand von (diskriminierenden) Fremdzuschreibungen und Ausschlüssen werden Menschen zu mutmaßlich „Anderen“ gemacht bzw. werden Personen / Gruppen als „dazugehörig“ und „nicht-dazugehörig“ beschrieben („Othering“).
Rassistische und demokratiefeindliche Handlungen, Bestrebungen sowie Konfliktaustragungen finden bereits seit langem nicht mehr nur auf der verbalen und / oder physischen Ebene statt. Die Verbreitung fremdenfeindlicher und rassistischer Inhalte über das Internet hat in den letzten Jahren sehr stark zugenommen – Gewalt, die über Bilder und Kommentare in digitalen Medien, insbesondere Social Media, verbreitet wird. Deren unreflektierte Aufnahme und Weitergabe („Vertrauen in Falschmeldungen“, „Hate Speech“ etc.) bzw. der vorhandene Mangel an Medien- und Deutungskompetenz dynamisieren das Potenzial rassistischer, fremdenfeindlicher Auseinandersetzungen drastisch.
Ausgangslage für die Projektkonzeption ist die offenkundige Tatsache, dass Social Media, insbesondere Portale wie Instagram, Facebook und /oder TikTok etc. bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen einen sehr hohen Stellenwert besitzen. Viele Jugendliche haben sich eine parallel zur realen Alltagswelt existierende virtuelle (Erlebnis-) Welt errichtet, die für sie zentraler, als unverzichtbar wahrgenommener Bestandteil ihres Lebens ist. Gleichzeitigt sind jedoch ihre Medienkompetenz im Sinne einer Deutungskompetenz und ein kritisch-konstruktiver Umgang mit (oftmals tendenziösen) Inhalten und Formaten häufig defizitär ausgeprägt und bieten eine breite Angriffsfläche für rassistische und fremdenfeindliche Agitation.
Da die Grenzen zwischen der realen und virtuellen Welt zunehmend verschwimmen, ist es daher notwendiges Ziel, dass Jugendliche / junge Erwachsene die vielfältigen Aspekte des „Andersseins“ als Normalität in ihrer Lebenswelt akzeptieren und sie zu einer stabilen Handlungskompetenz auf beiden Ebenen (im realen und virtuellen Alltag) im Umgang mit Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung zu befähigt werden.
In inhaltlicher Hinsicht stehen dabei die Sensibilisierung für die Thematik Rassismus bzw. das Verstehen der damit verbundenen Funktionsmechanismen im Fokus, um gesellschaftliche sowie auch die eigenen Sichtweisen kritisch zu reflektieren und darauf basierend alternative, anti-rassistische Kommunikations- / Interaktionsstrategien kennenzulernen und praktisch umzusetzen.
Durch den Anti-Bias-Ansatz, der alle Formen und Ebenen von Diskriminierung berücksichtigt, lassen sich durch die Kombination mit dem medienpädagogischen Ansatz sowie Elementen aus der Erlebnispädagogik, dem Diversity-Ansatz und Empowerment-Strategien die unterschiedlichen Ausprägungen und Zusammenwirkungsprozesse von Rassismus und Diskriminierungen auf der realen UND virtuellen Ebene sichtbar machen und miteinander verknüpfen.
Der Innovationsgehalt des Projektes besteht darin, dass die Verknüpfung unterschiedlicher konzeptioneller Ansätze und der daraus resultierende Wirkungsmechanismus im Projektkontext von DEMIOS zu einem Synergieeffekt führen, der durch einen einzelnen pädagogisch-didaktischen Ansatz nicht erreichbar wäre. Diese Synergie führt in ihrer Endwirkung dazu, dass vorhandene fremden-, demokratiefeindliche und diskriminierende Haltungen sowie gewalttätige Konflikte wirksam und nachweisbar abgebaut bzw. präventiv verhindert werden.
Für die Zielgruppe bedeutet dies im Projekt
- Positive Identitätsentwicklung
- Vielfalt erfahren und Vielfaltsaspekte anerkennen
- Vorurteils- und diskriminierungskritisches Denken
- Ermutigung zu Engagement gegen Diskriminierung / Eintreten gegen Rassismus
Folgende Kooperationspartner sind am Projekt beteiligt:
- Stadt Osnabrück, Fachdienst Jugend/Jugendsozialarbeit
- Jugendzentrum „WestWerk 141“
- Gemeinschafts-/Jugendzentrum „Lerchenstraße“
- IGS Osnabrück (Integrierte Gesamtschule Eversburg)
- TSV Osnabrück (Sportverein): Stützpunktverein „Integration durch Sport“
- Universität Osnabrück: Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS)
DEMIOS wird gefördert im Rahmen des Innovationsfonds des Bundesprogramms „Demokratie leben!“, Handlungsfeld „Vielfaltgestaltung,“, Themenfeld „Rassismus“. Gesamtförderzeitraum: 01.10.2020 – 30.09.2022.