OSIT – Osnabrücker Integrationsplattform für Toleranz und Verständigung
Auch nach fast 50 Jahren Zuwanderung durch so genannte GastarbeiterInnen nach Deutschland ist ein friedvolles, spannungsfreies Zusammenleben von MigrantInnen und Nicht-MigrantInnen noch lange keine Selbstverständlichkeit. Die Ablehnung von Menschen anderer kulturell-ethnischer Herkunft, die gerne pauschal als AusländerInnen und damit als Nicht-Einheimische etikettiert werden, gehört auch nach fast fünf Jahrzehnten noch zur gesellschaftlichen Realität.
Fremdenfeindlichkeit, die Unfähigkeit zum Miteinander und ein breites Unverständnis für andere kulturelle Werte und Normen sind immer noch alltägliche Erscheinungen – nicht nur auf Seiten der deutschen Integrationsgesellschaft, sondern auch auf Seiten vieler MigrantInnen.
Eine grundlegende Ursache dieser Nicht-Entwicklung kann darin gesehen werden, dass oftmals der Respekt vor der jeweils anderen Kultur fehlt – sei es für die Kultur der ZuwandererInnen oder für die Kultur des Integrationslandes. Anstatt Andersartigkeit zu erkennen und zu respektieren, wird den anderen mit Skepsis, Ablehnung und Vorverurteilung begegnet.
Eine negative, ablehnende Haltung gegenüber anderen Kulturen im eigenen Land gemeinsam mit einer tiefen Frustration über die eigene Lebenssituation bildet den idealen Nährboden für rechtextremes und fremdenfeindliches Denken und Handeln. Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus bedingen sich gegenseitig und verschärfen bereits vorhandene Schwierigkeiten im interkulturellen Zusammenleben insgesamt.
Diese Betrachtung gilt auch für die Region Osnabrück. In Stadt und Landkreis Osnabrück leben deutsche Einheimische mit ArbeitsmigrantInnen, (Spät-)AussiedlerInnen, Asylberechtigte bzw. AsylantInnen und auch illegal Eingereiste eng zusammen – oft gemeinsam in einer Stadt, einem Stadtteil, einem Wohnblock und in einem Dorf. Obgleich Übergriffe zwischen diesen Gruppen selten sind, gestaltet sich das Zusammenleben oft schwierig. Dies wirkt sich z.B. in Konflikten zwischen einzelnen ethnischen Gruppen (z. B. ArbeitsmigrantInnen und (Spät-)AussiedlerInnen) aus oder erweckt in der Öffentlichkeit den Anschein, dass eine zunehmende Kriminalität von bestimmten Gruppen ausgeht.
Gleichzeitig formieren sich – besonders im Landkreis Osnabrück – rechtsextreme Gruppen neu und versuchen sich in der Öffentlichkeit – z. B. über das Internet oder durch Veranstaltungen – Gehör zu verschaffen.
Vor diesem regionalen Hintergrund ist es Aufgabe von OSIT, sich aktiv gegen Fremdenfeindlichkeit, Gewalt zwischen ethnischen Gruppen und letztlich auch den Auswüchsen des Rechtsextremismus einzusetzen. Im Rahmen des Bundesprogramms entimon entsteht mit OSIT eine übergreifende Plattform für Kommunikation, Information und letztlich Interaktion, die von freien und öffentlichen Trägern genutzt werden kann.
Eine Basis für diese Arbeit ist die Datenbank, in der kontinuierlich Material, Sachinformationen und Links zu den Themen „Fremdenfeindlichkeit“, „Rechtsextremismus“, „Rechte Medien“ und vielem mehr zusammengestellt werden. Die Datenbank kann nach namentlicher Eintragung (aus Schutz gegen Missbrauch) kostenlos genutzt werden – eine Anmeldung ist nur per direkter Kontaktanfrage per E-Mail möglich.
OSIT – Ziele
Das entimon-Modellprojekt OSIT verfolgt im Einzelnen die folgenden Arbeitsziele:
- Schaffung und Stärkung eines Netzwerks durch Auf- und Ausbau einer gemeinsam (Internet-)Plattform
- Aufnahme, Verbreitung und Veröffentlichung von Informationen und Arbeitsmaterialien zu den Themenbereichen „Fremdenfeindlichkeit“, „Rechtsextremismus“ und „Toleranz und Verständigung“
- Aktive Einbindung junger Menschen – insbesondere von Haupt- und Berufsschülern – in den Aufbau und die Entwicklung der Internet-Plattform – dabei Sensibilisierung und Motivation der Schülern, sich aktiv mit den o.a. Themenbereichen zu befassen
- Qualifizierung von Multiplikatoren – insbesondere von Lehrern, Sozialpädagogen und Sozialarbeitern im Umgang mit dieser Thematik
- Herausbildung und Förderung eines gesellschaftlichen Bewusstseins, sich mit dem Problemfeld aktiv und konstruktiv auseinanderzusetzen und so Verantwortung für das Gemeinwesen zu übernehmen
Als Teil des Aktionsprogramms „Jugend für Toleranz und Demokratie – gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend wurde 2001 im Rahmen des Kinder- und Jugendplans des Bundes das Programm „Maßnahmen gegen Gewalt und Rechtsextremismus“ durchgeführt. Darauf aufbauend wird unter neuer Akzentuierung seit 2002 das Bundesprogramm „entimon“ umgesetzt. Folgende Schwerpunkte spielen dabei eine besondere Rolle: lokale Netzwerke, interkulturelles Lernen, politische Bildungsarbeit. OSIT wird als Projekt im Jahr 2005 und 2006 im Rahmen des Bundesprogramms „entimon gefördert“.
Fotonachweis: Deto e.V.